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Der Süden England's mit dem Moped …
Südengland im Wohnmobil Video Schottland Vol. 1 Schottland Vol.2 England, Irland Schottland mit dem Motorrad Burgen und Schlösser Schottlands
nachdem ich es ja nach 14 Jahren Motorrad fahren letztes Jahr das Erste mal ausprobiert habe, völlig alleine unterwegs zu sein, hab ich das dieses Jahr wiederholt. So wird kurzerhand der untere Teil Englands alleine mit dem Motorrad zu erkundet, aber fangen wir von vorne an. Und "Siehe da", diesmal war es schon ganz anders. Anders angegangen, andere Erwartungen, anders vorbereitet.
Man kann das Ganze spontan angehen, Koffer packen und einfach los, wobei ich mir aber nicht sicher bin, ob das für England eine gute Idee ist. Vermutlich geht das schon, wenn man während der Reise etwas recherchiert, vielleicht einen Reiseführer und eine Karte dabei hat.
Nachdem Anfang August feststand, dass ich das machen möchte, habe ich erst mal angefangen mir aus dem World Wide Web „Points of Interest“ raus zu suchen, die MICH interessieren. Historische Gebäude, wie Kirchen, Schlösser und Burgen, landschaftlich herausragenden Abschnitte oder einfach besondere Ortschaften.
Zusätzlich noch sämtlich eventuell nötigen Fährhäfen auf meiner eventuellen Route.
Youtube darf natürlich nicht fehlen, so habe ich auch einige Videos zu Motorradreisen aber auch Roadtrips zu Südengland geschaut, was mich zu dem Schluss kommen ließ, das es scheinbar Sinnvoll ist, eine Englandreise zu planen, wenigsten grob, denn etliche derer, die mit dem Motorrad planlos wie sie das Zuhause oder in anderen Ländern gewohnt waren nach Südengland gefahren sind, waren enttäuscht.
Aber warum? Ist man nicht gerade auf sehr großen Hauptstraßen unterwegs, so ist die Straße rechts und links mit Bäumen und viel hohem Buschwerk anstatt Zäunen gesäumt, was eine freie Sicht auf die Landschaft oft schwierig macht. So sieht man wenig und fährt auch an dem einen oder anderen Highlight vorbei ohne es bemerkt zu haben. Gleiches gilt auch für Teile Schottlands oder Irlands, wobei es da nicht ganz so drastisch ist.
Nachdem ich meine POI‘s zusammen hatte, ging es an die Planung. Schon auf dem Weg möglichst wenig oder keine Autobahnen, soweit das möglich ist.
Route geplant, ab aufs Navi und eine Woche später los. Tagesetappen habe ich nicht berücksichtigt, weil ich mir keinen festen Zeitplan zurecht gelegt hatte und einfach jeden Tag soweit fahren wollte wie ich Lust hatte.
Tag 1: Gestartet in der Nähe von Nürnberg bin ich über Landstraßen tatsächlich bis nach Trier gekommen. Unterkünfte suche ich mir immer spontan, wenn ich der Meinung bin das es für den Tag genug war.
Tag 2: Wetter Top, nicht zu warm, nicht zu kalt. Weiter über malerische Straßen durch Belgien Richtung Calais. Mittags war es dann aber bei 36 Grad nicht mehr ganz so angenehm in den Mopedklamotten, weshalb ich mich dann doch für Autobahn entschieden habe. Möglichst zügig ans Meer.
Ziel Dünkirchen, um tags drauf durch Tunnel oder mit der Fähre nach England zu kommen.
Weit gefehlt … weder im Umkreis von Dünkirchen, noch in oder um Calais war ein bezahlbares Zimmer zu finden. Doof !
Schon sind wir bei TIPP 1:
- Ferienzeiten der geplanten Länder beachten, vor allem dann, wenn man nicht mit Zelt unterwegs ist. In Frankreich waren gerade Ferien, in England auch. Tzzz, nicht dran gedacht. Noch dazu hat Deutschland auch noch Ferien.
Also, was kosten denn Zimmer auf der Insel, Nähe von Dover (Fähre) oder Folkstone (Tunnel)? Nachdem ich ein Zimmer in Folkstone gefunden hatte, erst mal nachsehen ob das an dem Tag überhaupt noch erreichbar ist bevor es dunkel ist. Klappt, zum Tunnel nur 43 Kilometer, dreißig Minuten Zug und nur 8 Kilometer zum Hotel. Auf geht’s …
Preise für Fähre oder Tunnel hatte ich mir schon vorab angesehen und nichts vorgebucht. Wollte ich das ja je nach Laune entscheiden. Vorteil der Fähre ist natürlich ein gigantischer Blick auf die Kreidefelsen von Dover. Vorteil vom Zug, er fährt in nur einem Drittel der Zeit, nämlich 30 Minuten.
An der Kasse zu Eurotunnel (sieht nicht anders aus als an irgendwelchen Mautkassen) dann ein „UPS“ - 142 Euro einfache Fahrt. Das war doch laut Netz viel günstiger. Da lag der Preis mit der Fähre bei ca. 127€ einfache Fahrt und der Tunne bei 79€. Wenn's denn schon mal läuft … Hilft ja nix, Zimmer ist gebucht und es ist schon 15:30.
Am Tunnel hab ich einen gebürtigen Ungarn kennen gelernt, der schon seit mehreren Jahren in London lebt. Der hat mir dann Schauergeschichten über Motorraddiebstähle in England erzählte. - Macht die Erwartungen nicht positiv.
Es scheint aber tatsächlich so zu sein, dass dort alles geklaut wird was nicht Niet- und Nagelfest ist. Bremsscheibenschlösser werden mit Akku-Flex entfernt. Helme, Handschuhe, Tankrucksack, alles schein es Wert geklaut zu werden. Kennen wir so garnicht …
Wartezeit hieß es, ca. 30 Minuten – genauso falsch wie der Preis aus dem Internet.
Letztlich bin ich um ca. 17:15 in den Zug gefahren und nach meiner Uhr um 18:18 wieder raus. - Wieder nicht an was gedacht
Die Engländer haben keine „Daylight saving time“, somit war es erst 17:18 - Klasse, eine Stunde gewonnen.
Ab zum Hotel und den Tag bei einem „Pinte“ Bier ausklingen lassen. Und schon wieder ein Problem!!! Was hab ich vergessen? Natürlich den Steckdosenadapter.
Sag doch, wenn’s mal läuft. Mit etwas Glück, hat das Hotel einen, den man sich leihen könnte um seine Gerätschaften laden zu können. Hatte natürlich kein Glück.
TIPP 2:
- Wenn irgendwie möglich, Fähre oder Tunnel vorbuchen. Die Lieben machen nämlich für Spontanbucher
Tagespreise je nach aufkommen für Fähre sowie Tunnel. - Für eventuelle Übernachtungen rund um Calais oder Dünkirchen – Vorbuchen wenn der Preis gut ist.
- Steckdosenadapter nicht vergessen !!!
Tag 3: Da fährt man nach England in der Hoffnung das dort das Wetter erträglicher ist als in den heimatlichen Gefilden und dann hat es bereits um 8 Uhr morgens 21 Grad, und das direkt am Meer.
Auf meiner Tagesetappe hab ich dann als ersten Stop einen Baumarkt eingeplant, wegen dem Steckdosenadapter (9 Pfund), also nächstes mal lieber vorher dran denken!!
Nach dem Baumarkt zu den Kreidefelsen von Dover sowie zum Dover Castle.
Kreidefelsen: Positiv war schon mal, dass ich mit dem Motorrad keine Parkgebühren bezahlt habe, was fast überall so ist, ausgenommen „Dover Castle“.
Parken ist im Besichtigungseintritt enthalten und kostet schlappe 29 Pfund, was derzeit gute 35 Euro sind. Um die Kreidefelsen bei Dover zu besichtigen ist leider eine Wanderung von 2 Kilometern einfach nötig.
Darauf hab ich dann bei mittlerweile 30 Grad verzichtet. Schade, aber wandern in Moped-Klamotten, nöp, nicht bei der Hitze. Sightseeing ist echt Klasse, aber der Hauptgrund ist ja Moped fahren.
TIPP 3:
- Nehmt euch irgendwas mit, womit Ihr eure Motorradjacke, Helm und evtl. Tankrucksack so am Motorrad befestigen könnt das es keiner klauen kann.
- Dickes Stahlseil und Schloss, lang genug um Jacke und Helm diebstahlsicher am Moped zu befestigen. Braucht man es nicht dafür, kann man Sein Moped z.B. an einem Fahrradständer fest machen.
Über Canterbury, Leeds Castle zur Küste nach Brighton. An der Küste entlang nach Portsmouth. Erwartungsvoll bin ich nach Leeds Castle gefahren (tolle Bilder im Netz). Was ich nirgends gelesen habe , das ist ein Hotel und somit kann man da nur hin, wenn man dort ein Zimmer bucht (NEIN, mach ich nicht). Somit weiter über malerische „Single Track Roads“ in Richtung Küste. Unterwegs nach Portsmouth bin ich noch an Arundel Castle
vorbei gekommen und habe einen kurzen Fotostop eingelegt.
Brighton, wieder eine nicht ganz so gute Entscheidung, denn auch hier bin ich wieder über die Ferien der Engländer gestolpert. Ähnlich überlaufen wie Rimini ????
Portsmouth und Ibis Budget Hotel …
Das Hotel ist für eine Nacht noch Ok, die Lage und die Sicherheit der Gegend nicht ganz so, zumindest was Fahrraddiebstähle oder Motorraddiebstähle betrifft.
Ich mußte richtig diskutieren um mein Motorrad vor dem Hotel beim Fahrradständer abstellen zu dürfen. Am nächsten Morgen, als ich bei meinem Motorrad stand um mein Gepäck zu verstauen kam ein Typ und hatte das Entsetzen im Gesicht stehen. Fahrräder gestohlen, direkt neben meinem Moped … Schwein gehabt, Moped da, nix fehlt, nix demontiert. Tagesetappe: 276 km.
TIPP 4:
- Sucht euch Hotels mit eigenem Parkplatz
Tag 4: Auf leeren Straßen durch den New Forest Nationalpark, Isle of Purbeck und wieder an der Küste entlang nach Exmouth. Ich musste feststellen, es ist garnicht einfach, Straßen zu finden, die direkt an die Küste gehen und noch dazu nicht für die Allgemeinheit gesperrt sind. Es gibt sie, aber schwer zu finden.
Ich hätte es aus meinen Erfahrungen in Irland und Schottland wissen sollen. Günstige Unterkünfte in UK können ein Reinfall werden. Egal, die Bettwäsche war sauber, ein Klo vorhanden und auch eine Dusche. Resümee: Habe schon in ähnlichen Bruchbuden übernachtet. Tagesetappe: 305 km
Tag 5: Start bei leichtem Nieselregen. Soweit es möglich war an der Küste entlang nach Brixham. Im Hafen des malerischen Städtchens liegt ein Nachbau der „Golden Hind“, das Schiff von Sir Franzis Drake.
Über Dartsmouth, Buckfast Abbey durch den Dartmoor Nationalpark nach Charlestown.
Schon auf dem Weg in den Nationalpark hat mich der englische Regen erwischt, aber nach einer halben Stunde war zum Glück alles vorbei.
Den Nationalpark kann ich mehr als Empfehlen wenn man auf Landschaft steht. Kleine Single Track Roads, viel Wald,Wiesen und Bachläufe. Aber Vorsicht, hier laufen Kühe, Pferde und auch Schafe frei rum. - Nein, diesmal kein Schaf überfahren
Charlestown (St. Austell) ist eine kleine malerische Hafenstadt die in TripAdvisor mit 4,5 Sternen bewertet ist. Sehenswert! Am Hafen gibt es jede Menge Möglichkeiten Fisch in sämtlichen Variationen zu essen. Meine Wahl: Fish & Chips.
Parken ist auch hier leider nur auf öffentlichen Parkplätzen erlaubt, jedoch für Motorräder kostenlos. Tagesetappe: 226 km
Tag 6: Der Tag startete bereits mit Nieselregen aber so kann das Wetter in England eben sein, wusste ich ja vorher.
Erster Stop: St. Maves Castle bei Regen. Von hier zum Lizard Lighthouse und weiter zum St. Michaels Mount. Oh ja, nicht nur die Franzosen haben ihr Le Mont St. Michel am Ärmelkanal. Die Engländer haben auch einen namens Mount ST. Michael’s.
Nach einer Mittagspause auf nach Land’s End. Ob dieses Namenspate für die Kleidermarke war? Keine Ahnung.
Auf dem Weg dorthin ist es dann passiert. Eine kleine Straße (B3315) zehn Kilometer vor Land`s End hatte ich dann meinen „Ersten“ und hoffe auch, meinen letzten Sturz.
Leichte schmerzen im linken Knie, dem Moped ging es besser als mir.
Bei strömendem Regen habe ich den Dreck in mitten der Straße übersehen und es hat mich lang gelegt. Schei … benhonig. Moped aus und erst mal eine Beruhigungszigarette.
Während dess kam jemand vorbei und hat mit netter Weise geholfen das Moped wieder aufzustellen. So wie das da lag, hätte ich mich alleine ganz schön gequält.
Aufsitzen und weiter nach Land’s End. Bereits auf dem Weg wurden dann die Schmerzen im Knie heftiger. Ein Spaziergang vom Parkplatz an die Küste – nicht mehr möglich. Oh oh …
Von Land’s End nach St. Ives. Laut Beschreibung einiger englischer Motorradfahrer das Highlight und eine der schönsten Küstenstraßen Englands. Gesehen habe ich davon nix.
Die Straße ist kurvig, hügelig, aber da es sprichwörtlich die „Katzen und Hunde“ geregnet hat und noch dazu dicker Nebel war von der schönen Landschaft nicht viel mit zu bekommen.
Auf dem Weg nach St. Ives liegt noch eine alte stillgelegte Zinn Mine. Da bin ich dann noch hin gefahren für ein paar Fotos. In St. Ives hab ich mich dann entschlossen eine Unterkunft zu suchen und den Tag zu beenden. Im Hotel habe ich mit ein Eispack geben lassen und nach 3 Bier und einer Schmerztablette konnte ich auch halbwegs schlafen. Tagesetappe: 230 km
Tag 7: Bereits am Abend des Vortages waren die Schmerzen im Knie so heftig, das ich mich schweren Herzens entschlossen habe die Tour abzubrechen. Was hilft es, wenn ich vielleicht in den kommenden Tagen das Bein nicht mehr knicken kann und dann hier festsitze?
So hab ich das Knie mit Schmerzsalbe eingeschmiert und eingebunden. Eine Schmerztablette genommen - Diesmal soweit als möglich Autobahn fahren die Devise.
Die ersten 3 Stunden waren heftig, aber wenn ich jede Stunde eine pause gemacht hatte war es etwas besser. Ein kurzen Abstecher nach Stonehenge muss sein, wenn man schon in der Nähe ist (4km Umweg abseits des direkten Weges zum Tunnel).
Diesmal kostete der Tunnel gut 50€ weniger als hin. Nix los.
Kam tatsächlich noch bis nach Lüttich, solange es geht fahren und so nah wie möglich an zuhause. Tagesetappe: 811 km
TIPP 5:
- Vielleicht einer der wichtigsten. Wenn es regnet und ihr habt winzigste Straßen in eurer Route geplant, PLANT UM, denn diese kleinen Single Track Roads sind oft mit viel dreck oder gar Moos oder Wiese in der Mitte bewachsen. Wäre ich nicht schon auf dieser Straße gewesen und auf der Suche nach einer größeren Straße, hätte ich mir diesen Sturz sparen können. Auch auf größeren Straßen bei Regen unbedingte Vorsicht, denn die Engländer haben Gullideckel komplett aus Metall. Ok, kennt man auch aus anderen Ländern, aber die sind gefühlt einen ½ bis ¾ Quadratmeter groß und bei Nässe extrem glatt.
- Stonehenge: Man muß nicht zwingend zum Visitor Center und dem großen kostenpflichtigen Parkplatz dort. Von dort aus am Kreisverkehr die dritte raus in Richtung A303, nächster Kreisverkehr wieder die dritte Richtung Amesbury. Fast genau 2km nach dem Kreisverkehr geht links ein Feldweg rein. Von dort aus hat man kostenfreie Sicht auf Stonehenge !!!
Tag 8: Von Lüttich aus den schnellsten Weg einfach nachhause. Tagesetappe: 619 km
Mein Fazit: Die Tour würde ich jederzeit wieder machen. Trotz des Sturzes, die Tour hat Spaß gemacht und den Rest der geplanten Route werde ich noch irgendwann machen und vielleicht erweitern.
Die vielleicht Wichtigsten Fragen zu Schluss:
Braucht man für England einen Reisepass? Na klar, denn seit dem Brexit im Jahr 2020 machen sie bereits vor der Fahrt auf die Fähre wieder Passkontrollen. Mit einem Reisepass muss man wieder umdrehen.
Wie fährt man in England? Wie in allen Ländern, in denen die Engländer mal waren auf der linken Seite, aber daran gewöhnt man sich schnell. Mit einem Linkslenker ist jedoch überholen auf Landstrassen eine kleine Herausforderung und man muss sich auf seinen Beifahrer verlassen können!
Persönlich klebe ich mir auf der Fähre oder im Zug einen Pfeil ins Windschild, der mich stetig daran erinnert auf der linken Straßenseite zu fahren!
Welche Währung gibt es in England? England hat nach wie vor das englische Pfund. Auch in Zeiten, in denen England in der EU war hatten sie keinen Euro. Mit Kreditkarte ist das alles aber kein Problem, denn wie bereits in vielen anderen Länder ist es auch in England keine unsitte alles mit Karte zu zahlen.
Wie ist das Wetter in im Süden Englands? Für Motorradfahrer ein wichtiges Theme. Das Wetter in Südengland kann man schon fast als mediteran bezeichnen. Je weiter man in den Westlichen Süden Englands vordringt desto mediteraner. Ganz im Südwesten wachsen sogar Palmen und brnötigen keinen Winterschutz.
Mit Regen muss man aber wie es eigentlich erwartet immer rechnen:-)
Braucht man eine Reiseversicherung? Eine Auslandskrankenversicherung kann immer wertvoll sein um im Ausland im Fall der Fälle nicht auf eventuell hohen Kosten sitzen zu bleiben falls die eigene Krankenversicherung Leistungen nicht übernimmt.
Nachtrag zum Knie: ein Innenband gerissen und vermutlich Anriss des Kreutzbandes außen
Links: Eurotunnel Ticket buchen (auf Eurotunnel.com) Fähre nach Dover buchen (auf directferries.de)
Downloads: Sehenswertes in England als GPX